Bilder lügen: Zwei Ausstellungen in Hamburg

1914, als der der Beginn des Ersten Weltkriegs sich zum einhundertsten Mal jährte, gab es in vielen europäischen Städten Ausstellungen, um an dieses schreckliche Datum zu erinnern. Hamburg hat vor drei Jahren dazu  geschwiegen oder diesen Moment schlichtweg verschlafen.

Im Augenblick gibt es gleich zwei Ausstellungen in Hamburg, die den Ersten Weltkrieg zum Thema machen. Und das, obwohl es kein aktuelles Erinnerungsdatum gibt. Zufällig oder auch nicht befassen sich beide Ausstellungen unabhängig voneinander mit dem gleichen Thema: Kriegspropaganda vor 100 Jahren. Weiterlesen

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Rathenau – mein Gott, Walther!

In diesem Jahr jährt sich Walther Rathenaus Geburtstag zum 150. Mal. Schon jetzt bereitet man sich in Berlin auf dieses Ereignis am 29. September vor. Es wird eine Sonderbriefmarke geben, es wird Feierlichkeiten, Festreden und einen gewaltigen Medienrummel geben. Den Anfang machten jetzt im Januar die Kommunalvertreter in Treptow-Köpenick:

Die Bezirksverordnetenversammlung wird ersucht, anlässlich des 150. Geburtstages das Leben und Wirken des Industriellen, Schriftstellers und Politikers Dr. Walther Rathenau (1867-1922) hinsichtlich seines Lebenswerkes und seiner Arbeit im Bezirk mit geeigneten Veranstaltungsformen zu würdigen.

Rathenau mit geeigneten Veranstaltungsformen würdigen? Gibt es auch ungeeignete? weiterlesen

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Was bringt das neue Jahr?

Jahreswende vor 100 Jahren

…und 27 Jahre später:

https://www.theguardian.com/commentisfree/2016/dec/29/the-guardian-view-on-1917-the-joy-of-100

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Hoffentlich geht es Dir gut!

Danke Dir herzlich für deinen lb. Brief. Hoffe daß Du d. Pantoffel schon erhalten hast und es Dir gut geht. Auch bei uns ist es schon recht kalt. Bitte lasse bald wieder von dir hören. Herzl. grüßt Dich Deine Schw. Maria

Bayer. Landeskomitee für freiwillige Krankenpflege im Kriege (Offizielle Postkarte)

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Erinnern oder vergessen?

Die Briten, Franzosen und Belgier erinnern jedes Jahr am 11. November an den Waffenstillstand von 1918 und begehen landesweit Schweigeminuten. Im nationalen und sozialen Gedächtnis der Deutschen spielt der Erste Weltkrieg eher eine untergeordnete Rolle. Es sei denn, wir haben ein Erinnerungsjahr wie 1914, das zu einem vielstimmigen und reichhaltigen Medienereignis wurde.

Jetzt zwei Jahre später ist das in der Öffentlichkeit kein Thema mehr, nicht einmal am Rande. Die Bücher von Christopher Clark und anderen Weltkriegsexperten sind aus den Bestsellerlisten verschwunden und auch aus den Regalen. Aber warum soll man immer noch daran erinnern, was vor 100 Jahren war? Sollte nicht allmählich Gras darüber wachsen? weiterlesen

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Frieden: 1916 im Angebot

„Angebot und Nachfrage sind zwei wichtige Begriffe der Marktwirtschaft. Dabei spielt der Preis des jeweiligen Produktes eine gravierende Rolle und beeinflusst das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.“ Passen diese Definitionen vielleicht nicht auch auf das, was Kaiser Wilhelm sich kurz vor Weihnachten 1916 ausgedacht hatte?
Genau vor 100 Jahren, am 12. Dezember 1916, warf der Kaiser ein Friedensangebot auf den Markt. Die Nachfrage war allerdings nicht sonderlich groß. Keiner griff zu. Es dauerte noch rund zwei Jahre, dann war Deutschland richtig pleite und musste Insolvenz anmelden. Hätte man das nicht schon zwei Jahre eher haben können? weiterlesen

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Mein Großvater zieht mit seinem Pferd in den Krieg

Über meinen Großvater Friedrich weiß ich so gut wie nichts. Ich habe ihn auch nicht mehr kennen gelernt. Geboren ist er 1879, gestorben 1937. Ein kurzes Leben lang in Masuren. Geheiratet hat er im Jahre 1902 die Charlotte Nymzyk. Sie wurde Mutter von dreizehn Kindern, von denen sieben die Geburt überlebten. Es gibt nur zwei Fotos von ihm und die spärlichen Lebensdaten aus dem Familienstammbuch. Sonst keine Briefe, kein Andenken. Keiner lebt mehr, der etwas über ihn erzählen könnte. Er war ein guter Mensch, sagt meine Tante Betty, die sich mit ihren 95 Jahren nicht weiter an ihren Vater erinnern kann. weiterlesen

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Vergessen, nicht verjährt. Zum 100.Todestag eines deutschen Impressionisten.

Barbara Wackermann

Am 17. Januar 1917 versammeln sich in der Galerie von Paul Cassirer in der Berliner Victoriastraße zahlreiche Mitglieder der Künstlervereinigung Berliner Secession, Kunstkritiker, Freunde und Verwandte zur Eröffnung einer Ausstellung. Der Erste Weltkrieg hat schon längst Berlin erreicht. Während draußen das schreckliche Schlachten unvermindert anhält, stehen die Menschen an der “Heimatfront“ bei grimmigem Frost nach Lebensmitteln an. Auch in der Kunstszene hat sich die Kriegsbegeisterung erschöpft, hat der Krieg auch hier seine Opfer gefordert: Die Maler August Macke und Franz Marc gefallen.

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Eine Frage der Hygiene

baden-bei-reimsZu den täglichen Pflichten eines Soldaten gehörte seit alters her die Reinigung seines Gewehrs. Die Selbstreinigung war eher zweitrangig oder kaum möglich. An der Front gab es keine Badewannen, Duschen oder Waschbecken. Wasser, wenn es überhaupt in der Nähe war, war zum Trinken da. Manchmal hatte man Glück und es war ein Fluss in der Nähe.
Diese fünf Männer – so steht es auf der Rückseite des Fotos – haben sich im Mai 1917 bei Reims in die Fluten der Vesle geworfen. Ob freiwillig oder weil der Hauptmann es befohlen hat, bleibt ungewiss. Reinigung oder Vergnügen? Ganz glücklich sehen sie dabei nicht aus. Ob sie überhaupt schwimmen können? Sie stehen etwas unsicher und fremdelnd im Wasser. Wasser – das war an der Front oft etwas Bedrohliches, vielleicht sogar der schlimmste Feind des Soldaten. weiterlesen

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Sag mir, wo die Männer sind

männerSag mir wo die Männer sind, wo sind sie geblieben?
Dieses Foto wurde 1923 aufgenommen – vier Jahre nach Kriegsende. Da muss man gar nicht lange fragen, wo die Männer geblieben sind.  Ein Blick auf diese alberne Gesellschaft reicht. Acht Frauen sind auf dem Foto zu sehen, zwei Männer haben sich auch noch als Frauen verkleidet. Der einzige Mann in der Mitte scheint jenseits von Gut und Böse zu sein.
Fünf Jahre nach Kriegsende sind Männer in Deutschland knapp. Fast drei Millionen sind bis 1918 als Soldaten oder Zivilisten getötet worden. Fast auf jedem Foto, das nach 1918 entstanden ist, fragt man sich: Wer fehlt auf dem Bild? Wer fehlt auf unserem Familienfoto? Wie würde der gefallene Sohn jetzt aussehen?  Ja, und wer mag wohl bei diesem lustigen Waldausflug fehlen? Ein Bild der Überlebenden.
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