Noch einmal Kriegspostkarten

Brynolf Wennerberg, immerhin Schüler des berühmten dänischen Malers Peder Severin Krøyer, hat im ersten Weltkrieg mit seinen sogenannten Kriegspostkarten großen Erfolg gehabt. Der Begriff „Kriegspostkarte“ ist an dieser Stelle jedoch irreführend. Der Krieg fand ganz woanders statt, jedenfalls nicht auf Wennerbergs Postkarten.

Brynolf Wennerberg -017 - KopieAuf den bunten Bildern tummeln sich die süßen Mädel und Frauen mit unaufhörlichem Lächeln zwischen den wackeren Soldaten. Ob in der Bahn mit Urlaubern in der Holzklasse oder auf dem Flugplatz mit einem galanten Offizier – die Idylle ist ohne einen Hauch von Realität gezeichnet.Brynolf Wennerberg -007 - Kopie

Wennerberg ist ein ehrenwerter und anerkannter Künstler. Seine Originale erzielen auf Auktionen hohe Preise. Seine Plakatmotive werden für einige Tausend Euro gehandelt. Aber wie kommt es, dass nirgendwo ein kritischer Blick auf seine Postkarten geworfen wird? Wie kommt es, dass seine Postkarten tatsächlich von den Soldaten und ihren Familien millionenfach verschickt wurden, während gleichzeitig Millionen Soldaten verwundet oder getötet wurden? 

Auf der Rückseite findet man für jede Karte einen passenden Titel. Auch diese suggerieren, dass das Soldatenleben wie ein abwechslungsreicher Abenteuerurlaub mit anmutigen und verständnisvollen Frauen ist. Bringt man alle Titel in eine bestimmte Reihenfolge, wird das deutlich:

Urlaubsfahrt, Vor der Abfahrt, Am Flughafen, Abschied, Auf Urlaub, Erfrischungsstation, Geplänkel, Strategie, Ein frischer Trunk, Schach, Ausmarsch, Renommierbummel, Daheim, Heimaturlaub. Lediglich die Karte Nr. 9 „Gute Nachrichten von der Front“ fällt etwas aus dem Rahmen. Aber es sind immerhin gute Nachrichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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